Am 21. November feierte die KMU Forschung Austria ihr 70-jähriges Bestehen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Leistungen und Herausforderungen der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die einen wichtigen Teil der österreichischen Wirtschaft ausmachen. Das Leitmotiv lautete: „Wettbewerbsfähigkeit von KMU vor den großen Herausforderungen der Transformation“. Die Expert*innen diskutierten über die Stärkung von Innovation, Nachhaltigkeit und Resilienz. Auch die zentralen Ergebnisse des Draghi-Berichts zur Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union wurden beleuchtet. In einer Paneldiskussion wurden die verschiedenen Perspektiven vertieft.
Nachdem Prof. Dr. Herbert Neubauer einleitend auf die historische Entwicklung des Instituts eingegangen war, zeigte Mag. Thomas Oberholzner, Institutsleiter der KMU Forschung Austria, in einem Rückblick auf sieben Jahrzehnte erfolgreicher Forschung die Bedeutung der KMU auf: Rund 99 % aller Unternehmen, zwei Drittel der Arbeitsplätze und rund 60 % der Wertschöpfung entfallen auf diese Unternehmensgruppe. Oberholzner betonte, dass sich auch die Forschung diesem Thema widmen müsse, um einen Beitrag zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für KMU zu leisten. Dazu skizzierte er drei zentrale Handlungsfelder:
Der Schweizer KMU-Experte von der Hochschule St. Gallen, Prof. Dr. Urs Fueglistaller, betonte die Kundennähe, Flexibilität und Innovationskraft der KMU. Diese Eigenschaften seien entscheidend, um die Herausforderungen der Globalisierung und Digitalisierung zu meistern. Laut Fueglistaller sind KMU oft Nischenplayer, die mit spezialisierten Produkten international erfolgreich sind. Zudem fördern KMU gesellschaftliche Werte und Nachhaltigkeit. Anhand der Resonanztheorie von Hartmut Rosa beschrieb er, wie KMU durch enge Kunden- und Mitarbeiterbindungen Vertrauen und Loyalität schaffen.
Diskutiert wurden auch die Kernpunkte des Draghi-Berichts. Dieser fordert eine verstärkte Innovationsförderung und eine klare Dekarbonisierungsstrategie. Oberholzner und Fueglistaller waren sich einig, dass Österreichs KMU von diesen Maßnahmen profitieren können. In der Podiumsdiskussion betonte Dr. Margit Noll von der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) die Notwendigkeit internationaler Kooperationen, um die Innovationskraft Österreichs zu stärken. Mag. Philipp Gaggl von PwC forderte die Berücksichtigung von ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance), um Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu verbinden. Dr. Johannes Kopf, AMS Österreich, hob Weiterbildungsinitiativen hervor, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Prof. Dr. Reinhard Prügl von der WU Wien beleuchtete die besonderen Herausforderungen und Chancen für Familienunternehmen.
Die 70-Jahr-Feier hat gezeigt, dass KMU vor großen Herausforderungen stehen, aber auch einzigartige Chancen haben. Die KMU Forschung Austria wird auch weiterhin mit ihrer Forschung dazu beitragen, die Potenziale der KMU zu erschließen und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu fördern. Mag. Thomas Oberholzner schloss mit der Überzeugung, dass KMU in einer sich verändernden Welt nicht nur überleben, sondern erfolgreich sein können.
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